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Filiale Weiler und die St. Anna-Kapelle Fleckertshöhe

Die Filialgemeinde Weiler

zusammengetragen von Hans-Peter Bock

Weiler gehörte zu den Dörfern der Großpfarrei Boppard, die 991 dem St. Martinsstift in Worms übertragen wurde. Die Seelsorge übten die Stiftsherrn in Boppard aus. Im Jahre 1338 bestätigten der Erzb. Balduin von Trier und im Jahre 1386 sein Nachfolger Cuno dem Stiftskapitel das Anrecht auf die Einkünfte der Weilerer Kapelle.
Das Gotteshaus war in der ersten Hälfte des 13. Jh. in romanischem Stil erbaut worden. Das Hauptschiff wurde in gotischer Form errichtet. Möglicherweise erbaute Johann v. Wilre von der Kleeburg (Stammhaus der v. Weiler), die erste Weilerer Kapelle. Diese Familie empfing 1399 das Pfalzhaus in St. Goar als Burglehen. Weiteres ist leider nicht bekannt.
Weiler und Salzig blieben lange Zeit Filialen der Mutterkirche Boppard. Den sonntäglichen Gottesdienst verrichteten, zwar unregelmäßig, einer der Bopparder Stiftsherrn oder ein von ihnen eingesetzter Leutpriester (Weltgeistlicher, Laienpriester). Etwa Mitte des 15. Jh. betreute ein in Salzig wohnender Geistlicher beide Dörfer.
Die Weilerer Kirche war schon früh mit bedeutenden Werken der Plastik ausgestattet. Die Petrusstatue stammt aus dem 13. od. 14. Jh., das frühgotische Kreuz aus dem 15. Jh. und die Statue der schmerzhaften Muttergottes aus dem Anfang des 16. Jh.. Am wertvollsten war eine sitzende Madonna in romanischem Stil, die leider im Jahre 1908 an das Trierer Diözesanmuseum verkauft wurde.
Das Verhältnis der beiden bis dahin gleichberechtigten Filialkirchen Weiler und Salzig änderte sich, als 1563 Salzig die Taufkapelle für beide Orte erhielt, und einige Jahre später zur Pfarrei erhoben, der Weiler zugeteilt wurde. Die Weilerer wehrten sich von Anfang an dagegen, dass sie Filialisten von Salzig sein sollten. In ihren Eingaben an die bischöfliche Behörde nannten sie sich Mitpfarrei. Ja, sie behaupteten sogar, dass ihre Kirche, und nicht die Salziger die Mutterkirche sei.
In der ersten Zeit wurden die Sonntagsgottesdienste abwechselnd in Salzig und Weiler gehalten. Jeden Freitag hatte Weiler eine hl. Messe.
Ihr Kirchenpatrozinium feierten beide getrennt, Salzig am Ägidiustag und Weiler am Feste Petri Kettenfeier.
War Weiler auch Wallfahrtsort? In ihrer Kirche wurde eine Zahnreliquie der hl. Apollonia verehrt, deren Echtheit jedoch nicht beglaubigt ist.
Nachdem die Einwohnerzahl von Salzig stark zugenommen hatte wurde in Weiler nur noch an jedem 3. Sonntag eine hl. Messe gefeiert. An den Hauptfeiertagen mussten die Weilerer in Salzig den Gottesdienst besuchen. Anfang 1792 wurde sogar vom damaligen Erzbischof befohlen, dass Weiler sein Kirchweihfest zusammen mit Salzig am St. Ägidiustag feiern sollte. Nach Eingabe einer Beschwerde an das Generalvikariat am 24.03.1792 kann der Pfarrer von Salzig in Weiler am Feste Petri Kettenfeier eine Stillmesse lesen. Die bisherigen Prozessionen an Christi Himmelfahrt und an Fronleichnam blieben erhalten. Eine der drei Weihnachtsmessen musste in Weiler gehalten werden. Die Osterkommunion konnten die Pfarrangehörigen am Passionssonntag, am Ostermontag und am 2. Sonntag nach Ostern empfangen. Taufen und Ehen dürfen nur in der Pfarrkirche gespendet werden. Die Verwaltung des Kirchenvermögens in Weiler blieb erhalten.
Ein schwerer Schlag für Weiler war, als 1807 ihre Kirche aufgehoben wurde. Nach dem Sturz der franz. Herrschaft hielt sich jedoch der damalige Salziger Pfarrer Hoegg nicht an die Vorschriften und verrichtete weiterhin Gottesdienste in der Weilerer Kirche. Im Jahre 1824 durfte offiziell wieder Gottesdienst in Weiler gefeiert werden.
1819 und 1826 wird sogar ein gemischter Kirchenchor in Weiler genannt. Den männlichen Sängern wurden jährlich 3 und den Chormädchen 1 Taler aus der Kirchenkasse gestiftet.
1826 beantragte Weiler einen Kaplan und 1833 wollte es eine eigene Pfarrei werden. Beide Anträge wurden abgelehnt. 1844 genehmigte die bischöfliche Behörde dem Pfarrer von Salzig, dass er außer dem Hochamt eine Frühmesse an den Sonn- und Feiertagen lesen durfte. Außerdem wurde an Weihnachten, am Apollonientag und am Feste Petri Kettenfeier ein feierliches Hochamt gehalten.
1871 lebte auch der Kirchenchor wieder auf und es wurde ein neues Harmonium gekauft. Der jeweilige Lehrer leitete den Kirchenchor. Nach dem 2. Weltkrieg übernahm der damalige Bürgermeister Karbach den Organistendienst und die Leitung des Kirchenchores.
Von 1935 an unterstützte ein Kaplan den Pfarrer in Salzig in seiner kirchlichen Arbeit. Dadurch wurde in Weiler an jedem Sonn- und Feiertag außer Fronleichnam und wenigstens einmal in der Woche in der Weilerer Kirche Gottesdienst gehalten.
1903 musste der Glockenstuhl erneuert werden. In den Jahren 1952 - 1953 wurde die inzwischen zu klein gewordene Kirche um 6 Meter verlängert und erhielt eine geräumige Sakristei. Auch eine Orgel und neue Kirchenbänke schaffte man an. Die Kirche erhielt einen neuen Außenputz und Innenanstrich, wobei die aufgedeckten Malereien stark beschädigt und überstrichen wurden. Eine Kommunionbank, ein Ewiges Licht und Schränke für die Paramente kamen hinzu.
Auf Anregung des damaligen Pfarrers Mathieu erblühte 1967 auch wieder der Kirchenchor unter Leitung von Wendel Hoffmann. 1968 wurde der Altarraum durch einen Zelebrationsaltar, den neuen liturgischen Richtlinien entsprechend, angepasst.
Weitere Ereignisse sind noch erwähnenswert: 1980 bis 1983 fand eine Restaurierung der Kirche statt, u. a. die Freilegung der Balkendecke im Schiff; Verstärkung und statische Sicherung des Dachstuhles; Freilegung und Restaurierung der Wandmalereien (Freskotechnik, Szenen aus dem Leben und Sterben Jesu), sowie die Restaurierung der Barockaltäre. 1988 konnten die umfangreichen Renovierungsarbeiten u. a. mit der Trockenlegung, Erneuerung des Treppenaufganges und des Außenanstriches abgeschlossen werden. Auch wurde durch die Opferbereitschaft der Weilerer Bevölkerung und durch Spenden eine neue Heizung installiert und 1998 eine neue elektronische Orgel angeschafft.

Alle Aufschreibungen aus früherer Zeit sind sehr lückenhaft. In einem Visitationsprotokoll von 1657 schrieb der Archidiakon (oberster Diener, Titel f. Geistliche) von Karden, der die Pfarrei Salzig visitierte, dass die Dokumente über das Eigentum der Weilerer Kirche durch Brand vernichtet wurden. Auch das alte Gemeindebuch sowie die alte Schulchronik
sind angeblich gegen Ende des 2. Weltkrieges vernichtet worden.

St. Anna-Kapelle auf der Fleckertshöhe

Im Jahre 1888 errichtete der Fleckertshöher Einwohner J. Hirt aus privaten Mitteln die Kapelle. Sie ist ein kleiner neugotischer Bruchschieferbau mit weiß gestrichenem Putz, quadratischem Grundriss mit Dreiachtelschluss. Die beiden Fenster und der Eingang sind mit Spitzbögen. Das Dachgesims ist rotbraun abgesetzt, das Walmdach ist sechseckig und mit verschieferten Dachreitern mit Pyramidenhelm. Der Innenraum hat eine einfache, tonnenförmige Wölbung.
Die Kapelle wurde 1890 vom Bistum Trier an die Pfarrei Salzig übertragen. 1968 hatten sich die Fleckertshöher die hl. Mutter Anna zu ihrer Patronin erwählt und beschlossen, für ihre Kapelle eine Statue der hl. Anna anzuschaffen. Helmut Bourger aus Höhr-Grenzhausen fertigte die Statue an, und Pfarrer Mathieu segnete sie am Sonntag nach dem St. Anna-Fest (28. Juli 1968). Seitdem wird dort einmal im Jahr eine hl. Messe im Freien gehalten.
1980 wurden im Auftrag der Stadt Boppard an der St. Anna-Kapelle Renovierungs-arbeiten vorgenommen. Bis 1981 befand sich in der Kapelle ein Gemälde der Verkündigung, Öl auf Leinwand, aus der ersten Hälfte des 18. Jh.. Das stark beschädigte Gemälde wurde durch den Restaurator Duche`ne gesichert und befindet sich seitdem im Städtischen Museum in Boppard. An die Stelle des Bildes trat als Stiftung aus Privatbesitz das Gemälde einer Madonna mit Blütenkrone aus Edelsteinen, Lilien und Rosen, in einem aufgeschlagenen Buch lesend (Barockkopie nach der Madonna aus dem Genter Altar). Dieses Bild wurde leider gestohlen. Das jetzige Bild "Theresia vom Kinde Jesu" stammt ebenfalls aus Privatbesitz.

Quellen:  
Geschichte der Gem. Weiler v. H. Stein (+)
Pfarrarchiv St. Ägidius Bad Salzig
Ägidiusblatt (Pfarrbrief)
Handbuch des Bistum Trier 1970
Diözesanarchiv Trier
de Lorenzi, Gesch. d. Trierer Pfarreien
Staatsarchiv Koblenz
Staatsarchiv Wiesbaden
Die Kunstdenkmäler v. Rheinl.-Pfalz (Teil 2.1, Stadt Boppard)