Liebe Leserin, lieber Leser,
auch wenn wir gerade noch mittendrin sind in den vorbereitenden Kar-Tagen, möchte ich Ihnen jetzt schon (vorausschauend) ein gutes, frohes und gesegnetes Osterfest wünschen.
In fast allen Teilen unserer Mittelrheinpfarrei finden Gottesdienste, Prozessionen, Kreuzwegandachten oder Klapperaktionen statt. Auch wenn (hier bei uns) die Zahl der parallelen Anders-Veranstaltungen am Gründonnerstagabend, am Karfreitag oder am eigentlich stillen Karsamstag immer selbstverständlicher ansteigt und den Christen damit zeigt, dass sie mittlerweile wirklich nur noch eine Randgruppe im gesellschaftlichen Establishment sind, kann sich kaum einer den Eindrücken des Osterfstes entziehen. Und sei es nur, dass man in Bad Salzig, in Buchholz, Herschwiesen oder anderen Dörfern das Klappern der Kinder hört, die mit ihren Holzratschen die Glocken ersetzen, ihren Stundenenruf ausrufen und damit den einen oder anderen Zeitgenossen daran erinnern, dass Ostern, Brauchtum und Gottesdienst früher vollkommen ineinander verwoben - und selbstverständlich waren.
Wie auch immer, die Zeiten haben sich geändert, und sie werden sich weiter ändern. Umso wichtiger ist es, dass wir die Ostergeschichte nicht in Vergessenheit geraten lassen - denn sie ist eine existentielle Geschichte für die ganze Menschheit. Sie hat die letzten 2000 Jahre lang die Entwicklung und Geschichte Europas geprägt und Spuren hinterlassen. Nicht nur "in alten Steinen", sondern auch (und vor allem) in den Herzen der Menschen, die seit jenem frühen Morgen in Jerusalem nicht aufhörten, davon zu sprechen, dass das Grab des Jesus von Nazareth leer war.
Die Zeugen der Auferstehung sind die Frauen am Grab und die Emmausjünger, sind die vielen, die damals mit gelitten, geweint und erlebt haben, dass ihr Herr gestorben ist und begraben wurde. Sie alle haben aber auch das leere Grab gesehen und viele von ihnen haben den Auferstandenen Jesus auch wahrgenommen.
Heute sind wir es, die jene alten Geschichten Jahr für Jahr erzählen, indem wir sie in Liturgie und Gottesdienst erlebbar und erfahrbar machen. Sei es im Kommunionkinder-Abendmahlsgottesdienst oder in der festlichen Basilika-Liturgie, sei es im heimelig-modernen Raum einer Kirche wie z.B. in Buchholz oder in den vielen immer noch selbstverständlichen Traditionen in St.Ägidius. Das Setting mag ganz unterschiedlich sein - die Botschaft, die wir verkünden, bleibt die gleiche. Wir feiern Leiden, Sterben und Auferstehung Jesu Christi und können darin gleichsam unser eigenes Leben sehen und erkennen. Manches vom Schicksal Jesu haben wir vielleicht selber schon erlebt: Ausgestoßen sein, enttäuscht oder verraten werden. Krank sein, Schmerzen haben, Leiden. Alles nichts Unbekanntes für uns.
Sterben und Tod liegt allerdings noch vor uns. Die Gewißheit, dem nicht ausweichen zu können, könnte uns verzweifeln lassen. Und doch erzählen wir die großartige Geschichte Jesu ja weiter, denn sie hat - Gott sei Dank - diese Perspektive auf Leben, und zwar über den irdischen Tod hinaus. Diese Perspektive kann man nicht rational erklären. Sie ist nicht physikalisch, sie ist nicht medizinisch. Sie ist Glaube. Sie macht Hoffnung. Sie gibt dem Leben Sinn.
Ich lade Sie ein mitzufeiern, wenn unsere Gemeinden zum Gottesdienst zusammenkommen, um alles drei in den Blick zu nehmen: Leiden, Sterben, Auferstehen. Eine Trias, die zusammengehört...
Frohe und gesegnete Ostern, Ihnen, Euch und allen, die zu Euch gehören.
Euer/Ihr Pastor,
Stefan Dumont
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