Nothgottes - ein Versprechen der Gemeinde aus dem Jahr 1689
Die Nothgotteswallfahrt
das Gelübde unserer Vorfahren von 1689
von Hans-Peter Bock
Als im Jahre 1689 die Soldaten Ludwigs XIV. von Frankreich Städte und Dörfer des linken Rheinufers in Brand steckten (u. a. Weiler), drohte Salzig dasselbe Schicksal. In dieser Not eilte der damalige Salziger Pfarrer Ellinger zur Pfarrkirche und segnete von der Kirchentreppe aus mit der Monstranz das vom Untergang bedrohte Dorf. Dabei gelobte er, dass Salzig im Falle der Verschonung von der Feuersbrunst alljährlich zu Pfingstmontag eine Wallfahrt zum Kloster Nothgottes im Rheingau machen und dort eine mehrpfündige Kerze opfern werde. Tatsächlich blieb Salzig wie durch ein Wunder verschont. Unsere Vorfahren erfüllten zunächst das Gelübde. Sie setzten dabei nach Bornhofen über und pilgerten die rund 40 km lange Strecke nach Nothgottes, wo eine hl. Messe für sie gelesen wurde.
Eine neue große Not brachte das Gelübde von damals wieder in Erinnerung. Im harten Winter 1742/43 als der Rhein und der Dammigbach zugefroren waren, brach in Salzig ein Brand aus, der das ganze Dorf zu vernichten drohte. Wiederum wandten sich die Salziger flehentlich an Nothgottes und versprachen eine zweite große Kerze im Falle der Errettung von der Feuersbrunst. 1803 als das Kloster aufgehoben wurde fand die Nothgottesprozession ein Ende. Die Salziger aber ließen eine Nachbildung der Nothgottesstatue anfertigen, die noch heute im alten Chor unserer Pfarrkirche steht. Die Todesangstbruderschaft hielt dort ihre Andachten ab.
Als im Jahre 1817 eine Hungersnot ausbrach, erneuerte Pfarrer Hoegg das Gelöbnis der Nothgottesprozession in abgeänderter Form. An Pfingstmontag pilgerten die Salziger nach Weiler um in der dortigen Kapelle die Andacht von der Todesangst Jesu zu beten. Danach sollten die Weilerer mit zur Pfarrkirche nach Salzig ziehen, wo dort das Hochamt gefeiert wurde. Da sich die Prozession auf der Landstraße vom Anfang bis zum Ende der Salziger Gemarkung bewegte und der zunehmende Verkehr eine Gefahr bedeutete, wurde die Prozession später zum Badegelände und zurück verlegt. Dabei wurden zwei große Kerzen getragen, die während des Jahres im Hochaltar rechts und links ihren Platz haben.
1979 zum 10jährigen Bestehen des Friedenskreuzes ging an Pfingstmontag eine Prozession zum Friedenskreuz, diese wurde bis 1993 fortgeführt. Dies war gleichzeitig unsere Nothgottesprozession. Auch hier wurden zwei Kerzen mitgeführt und am Friedenskreuz gesegnet.
Ab 1994 findet bis heute alljährlich an Pfingstmontag eine Prozession zum Dünchen (Heiligenhäuschen) statt. Dort werden die zwei Nothgotteskerzen gesegnet und eine hl. Messe gehalten.
Auch lebte 1994 auf Initiative des PGR-Vorsitzenden Walter Salzig die Fußwallfahrt nach Nothgottes im Rheingau wieder auf. Am Sonntag nach Pfingsten pilgern die Bad Salziger in zwei Tagen mit einer Zwischenübernachtung (Bacharach) nach Nothgottes. Seit kurzem wird die Wallfahrt an einem Tag - Zugfahrt nach Niederheimbach - Fähre nach Lorch und dann in einem ca. 5 stündigem Fußmarsch durchgeführt. Gleichzeitig findet eine Fahrradwallfahrt nach Nothgottes statt. In Nothgottes wird eine hl. Messe gefeiert und eine Opferkerze erinnert an das Gelübde.