Login

Das Heiligenhäuschen am Rhein

Das Heiligenhäuschen am Rhein

Ein fast vergessener Gebetsort unserer Vorfahren

von Hans-Peter Bock

Zu den älteren Baudenkmälern von Bad Salzig zählte das Heiligenhäuschen der Muttergottes am Rhein gegenüber der Wallfahrtskirche Bornhofen. Die ursprüngliche Muttergottes mit Kind um 1480 aus Holz, war 108cm hoch, überstrichen, in einer Spitzbogennische mit Satteldach. 1) Wenn man alten Legenden Glauben schenkt, wurden früher Wunderdinge von diesem Heiligenhäuschen erzählt. Stamberg 2) berichtet von einem Kloster, das dort gestanden haben soll. Dieses habe das Trinkwasser aus einer Wasserleitung entnommen, das seinen Ursprung im "Pastors Börnchen (Brünnchen)" hatte. Auch wird von einer Römersiedlung berichtet. Die dort gefundenen Wasserleitungsrohre aus hellem Ton, zuletzt 1967 bei Ausschachtungsarbeiten mit einer Schieferplatte abgedeckt, haben sicher einen geschichtlichen Kern. Nach Ansicht des Staatlichen Amtes für Vor- und Frühgeschichte 3) stammen diese Rohre aus dem späten Mittelalter. Für die Existenz eines Klostern gibt es keine Beweisstücke.

Nach alten kirchlichen Unterlagen 4) ist das Heiligenhäuschen bereits im 17. Jh. schriftlich erwähnt und im Stiftungsbuch sind zwei Stiftungen aus den Jahren 1677 und 1686 eingetragen In der Stiftung von 1677 ist eine Bittprozession an Karfreitag zum Heiligenhäuschen am Rhein festgelegt.

Der gewölbte Unterbau des Heiligenhäuschens diente zum Schutz vor Unwetter. 1963 musste das Heiligenhäuschen im Zusammenhang mit dem Bau der Umgehungsstraße B 9 abgetragen werden. Auf Drängen und zur Freude aller wurde durch die Gemeinde Bad Salzig das Heiligenhäuschen wieder aufgebaut.

In den Sockel auf der die Marienstatue steht, wurde nebenstehende Urkunde eingemauert: 5)
Am 30. Mai 1972 wurde mit einer Prozession das Heiligenhäuschen durch Pastor Werner Mathieu und Pater Guardian Albin Neumann vom Kloster Bornhofen feierlich eingeweiht. 6) Die Festpredigt hielt Pater Guardian. Musikalisch umrahmt wurde die Einweihungsfeier vom Kirchenchor und der Freiwilligen Feuerwehr Bad Salzig. Die von den Bad Salzigern verehrte Madonna hat in dem neuen Bauwerk wieder einen würdigen Platz erhalten.

1979 entwendeten Unbekannte die Muttergottesfigur. Bad Salziger Bürger stifteten eine neue Marienstatue, die fortan ihren Platz in der Nische gefunden hat.

Die frühere idyllische Stille ist zwar durch den Lärm der B 9 gewichen, aber ein Kulturdenkmal unserer Vorfahren bleibt uns erhalten.

 


Quelle:
1) Kunstdenkmäler der Stadt Boppard u. Klöckerische Stadtansicht Boppard v. 1742
2) Rheinisches Antiquarius
3) Archäologische Denkmalpflege in Koblenz
4) Pfarrarchiv, Ortschronik, Ägidiusblatt
5) Mitteilungsblatt der Gemeinde Bad Salzig
6) Rhein-Zeitung

Anekdote:
Bei Annäherung der Kesterter Prozession nach Bornhofen auf der anderen Rheinseite spielte um 1915 ein Bad Salziger im gewölbten Unterbau des alten Heiligenhäuschen auf seiner Trompete zur Begrüßung der Wallfahrer.