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Pfarrkirche St. Severus


Basilika minor

st_severus_c_03[1]02St. Severus in Boppard bestimmt mit seiner von spitzen Helmen bekrönten Doppelturmfassade weithin die Silhouette der Stadt. Der Kirchenbau erhebt sich über jener Stelle, wo innerhalb des römischen Kastells von Boppard das Militärbad stand. Nach dem Abzug der Garnison war die Siedlung aus Sicherheitsgründen in das Kastell umgezogen und der Hauptraum des Kastellbades zu einem Kirchenraum umgewidmet worden. Neben den nur in den Fundamenten nachweisbaren Chorschranken und einem Ambo (Lesekanzel) hat sich in St. Severus das seltene Beispiel eines frühchristlichen Taufbeckens erhalten. Die heutige Pfarrkirche wurde im 12. und 13. Jahrhundert in drei Abschnitten errichtet: Die beiden Chorflankentürme datieren nach der Mitte des 12. Jahrhunderts.
Das Langhaus entstand im ersten Viertel des 13. Jahrhunderts, der Chor vermutlich 1234.
 
Mit St. Severus besitzt Boppard ein Hauptwerk spätromanischer Kirchenbaukunst des Rheinlandes, eng verwandt mit der Peterskirche in Bacharach. Beide Kirchen orientierten sich an der Liebfrauenkirche von Andernach, die ab der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts für diesen Raum prägend wurde. So ist der Formenschatz der Severuskirche mit Lisenen, Rundbogenfriesen, Schlüssellochfenstern, Kleeblattbögen und den charakteristischen Rautenhelmen, die erst im frühen 17. Jahrhundert durch die heutigen Spitzhelme ersetzt wurden, niederrheinisch.
Das Spinnengewölbe des Langhauses ist einzigartig für die romanische Architektur. Die Farbfassung der Architekturglieder übertrifft an Farbenfreude und im Reichtum der Muster alles Vergleichbare am Mittelrhein. Die szenische Wandmalerei stammt aus dem 13. Jahrhundert, ist jedoch bei der Restaurierung 1888-95 auf den neuen Putz übertragen worden.


 
Information zur Innenrenovierung der Pfarrkirche St. Severus 2010
 
Die Severuskirche gehört zu den großen und bedeutenden Emporenbasiliken des Mittelrheins. In ihrer stattlichen Erscheinung mit den Doppeltürmen dominiert sie das Stadtbild von Boppard. Mit der reichen Bauzier innen wie außen dokumentiert sich der Anspruch auf Repräsentation im ausgehenden 12. und beginnenden 13. Jahrhundert. Die Wand-malerei der Severuslegende auf der Nordwand des Langhauses, eine der wenigen Darstellungen des Heiligen und seiner Vita, nimmt eine besondere Stellung in der Ausstattung der Kirche ein, ebenso die Legende der armenischen Märtyrer, die Deesis, die Kreuzabnahme und die polychrome Fassung der Gewölbejoche.
 
Nachdem 1963 – 1967 die letzte große Renovierung des Inneren stattfand, haben sich in den letzten drei Jahrzehnten erneut zahlreiche Schäden eingestellt. Vor allem starke Verschmutzungen reduzieren die Wirkung der Architekturpolychromie im Inneren erheblich. Hinzu kommen Schäden durch partiell eingedrungene Feuchtigkeit. Besonders auch die Severuslegende ist durch Alterungserscheinungen in ihrer Lesbarkeit beeinträchtigt.
 
Aus diesen Gründen wird das Innere der Kirche jetzt restauriert. Ferner werden die Reliquien der Bopparder Märtyrer erstmals seit 1748 gereinigt. Die Severuslegende, die Legende der armenischen Märtyrer und die anderen Wandmalereien werden gereinigt und restauriert. An den großen weißen Wandflächen werden durch ein spezielles Verfahren die Dreck- und Rußschichten der vergangenen Jahrzehnte entfernt. Zudem wurde ein ganz neues Beleuchtungskonzept entwickelt, das mit neuester, modernster Technik der besonderen Innenarchitektur dieses Kirchenraumes gerecht wird. Dazu wird die gesamte Elektroinstallation über dem Gewölbe der Kirche vollkommen erneuert. An dem ehemaligen Kamin, der durch Versottung Schäden am Gewölbe des Hochchores verursacht hat, werden die notwendigen Renovierungsarbeiten durchgeführt. Eine neue Beschallungsanlage wird angeschafft.
 
Aus liturgischen Gründen wird das Tabernakel in das Hochchor verlegt. Der bisherige Tabernakelaufbau wird dann als Ort der Aufbewahrung des Evangeliars genutzt. Das neue Tabernakel wird im zentralen Feld des Hochchores in einer schlichten Weise plan in die Wand eingesetzt. Die Tabernakeltüren werden weiter verwandt. Diese Verlegung des Allerheiligsten in das Hochchor ist mit den offiziellen Stellen im Bistum vereinbart worden.
 
Die Pfarrkirche wird sicherlich länger als ein halbes Jahr geschlossen sein. In dieser Zeit soll auch, wenn alle Finanzierungskonzepte Bestand haben, das frühchristliche Taufbecken besser erlebbar gemacht werden.
 
Die Vorbereitungen zum Beginn der Innenrenovierung sind abgeschlossen, sodass nunmehr nach dem Ausräumen des Inventars mit den eigentlichen Arbeiten begonnen werden kann.
 
Die Planung sieht vor, Anfang November mit der Gerüststellung zu beginnen, zur gleichzeitigen Staubschutzeinhausung des Kreuzes, des Reliquienschrankes und der Orgel. Danach erfolgt die Gerüststellung im Langhaus.
 
Die Sanierungsarbeiten am Schaden des Chorgewölbes mit Steinmetz und Putzarbeiten, sowie die Putzerneuerung im südlichen Seitenschiff sind für Dezember und Anfang 2011 vorgesehen. Währenddessen laufen die Arbeiten für die Erneuerung der gesamten Elektroinstallation und der Beleuchtung.
 
Die Maßnahmen zur besseren Erlebbarmachung des frühchristlichen Taufbeckens sollen parallel dazu stattfinden.
Erst nach den "staubigen" Arbeiten wird mit den eigentlichen restauratorischen Arbeiten begonnen; d.h. Reinigung der gesamten Raumschale, der polychromen Farbfassungen der Architekturglieder und die restauratorische Bearbeitung der Gemälde.


 
Ernennung zur Basilika minor am 18. Dezember 2014