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St. Carolus

Es ist vielleicht auch mehr als nur ein Zufall, dass die „Fazenda da Esperanza“ ausgerechnet nach dem 15. Sonntag im Jahreskreis hier in Boppard anfängt, weil im Evangelium dieses Tages Jesus seine Jünger aussendet ohne irgendwelche Maßnahmen zur Sicherung der Infrastruktur oder anderer Vorkehrung zur Erfolgssicherung des Unterfangens. Vertrauen auf die Kraft der Botschaft und den Auftrag, den sie ausüben dürfen. „Providenca“ nennen die Mitglieder der Fazendagemeinschaft diese Einstellung. Sie kommen im vollen Vertrauen darauf, dass Gott hier sorgen und wirken wird. Sie kommen mit dem Vertrauen, dass sie von einer Gemeinde offenen Herzens und mit Wohlwollen angenommen und aufgenommen werden. Die Geschichte dieser Bewegung zeigt, wie sehr das Evangelium auch heute noch eine Wirklichkeit ist und sich auch jetzt noch immer real ereignet unter den Menschen. Nämlich dort, wo Menschen anfangen, dem Wort des Evangeliums zu glauben und zu vertrauen, dass Gott mit ihnen etwas Gutes und Großes vor hat.
Aus einem ähnlichen Geist heraus hat damals Dechant Berger in Boppard das Waisenhaus gegründet und damit den Grundstein gelegt für das große Werk, von dem wir heute noch profitieren in Gestalt des ältesten Kindergartens des Bistums, nämlich der Kindertagesstätte „St. Klara“, von dem Generationen junger Frauen profitierten durch die Berufsfachschule „St. Carolus“ oder Jungen durch das Alumnat „St. Michael“ die Möglichkeit gegeben wurde, das Abitur zu machen.
Die Zeiten haben sich heute verändert, der Staat hat vielfach jene Aufgaben übernommen, für die über hundert Jahre selbstverständlich die Stiftung „Katholische Jugendbetreuung“ sorgte. Heute ist die Stiftung froh, dass das Alumnat in Betriebsträgerschaft der Katholischen Kirchengemeinde St. Severus ist. Ebenso froh wird man sein, wenn das jetzt schon fast „verwunschene“ Haus St. Carolus in die Obhut dieser neuen Gemeinschaft übergeht, die dort mit ihrem Wirken, vor allem das Evangelium glaubwürdig leben wollen, aber gerade dadurch auch jungen Menschen wieder einen Weg zu einem selbstverantworteten Leben aufzeigen wollen.
Die Fazenda rechnet ganz einfach mit der Vorsehung – so wie Jesus die Jünger einfach in diesem Vertrauen ausgesandt hatte. Die Fazenda kommt und will von uns beschenkt werden – ganz konkret mit unserer Aufmerksamkeit und Neugier, mit einfachen Mitteln wie das tägliche Brot oder eine Hilfeleistung bei der Instandsetzung des Hauses und des Parks, mit einem Arbeitseinsatz und der Bereitschaft zur konkreten Mithilfe, mit Hilfestellung bei Behördengängen oder Ämtern - damit wir später einmal merken, dass wir die Beschenkten sind.

Das Haus „Carolus“ wird eine Zukunft haben, weil Gott uns zutraut, dass auch bei uns in Boppard, die Menschen Ihm etwas zutrauen.